Trinkwasserinitiative: Geringere Erträge und mehr Importdruck erwartet
Eine Studie von Agroscope untersucht die Auswirkungen der Trinkwasserinitiative (TWI) auf die Schweizer Landwirtschaft. Es werden 18 Szenarien unterschieden, jedoch alle mit negativen Auswirkungen auf die Getreide- und Ölsaatenproduktion in der Schweiz.
Flächen- und Ertragsrückgang bei Ölsaaten
Die Annahme der TWI würde den Anbau von Ölsaaten in der Schweiz grundlegend verändern. In jedem Szenario gibt es einen Flächenrückgang bei Ölsaaten. Zusätzlich wird auch mit Ertragsverlusten von bis zu -40% gerechnet. Insbesondere der Rapsanbau ist ohne Pflanzenschutzmittel sehr schwierig und in Jahren mit einem grossen Schädlingsdruck sind auch Totalausfälle möglich. Betroffen von diesem Ertragsrückgang wären dabei nicht nur die Produzenten, sondern auch die gesamte Wertschöpfungskette mit rund 100 Sammelstellen und drei grossen Ölmühlen mit rund 520 Beschäftigen.
Als Nebenprodukt bei der Ölherstellung fällt der Ölkuchen an, welcher ein wichtiger Bestandteil der Nutztierfütterung darstellt. Die Initiative sieht vor, dass die Tiere nur mit betriebseigenem Futter ernährt werden dürfen. Somit kann der wertvolle Ölkuchen zukünftig nicht verfüttert werden und kann lediglich zur Erzeugung von Biogas genutzt werden.
Möglicher Flächenzuwachs bei Getreide, aber geringere Erträge
Teilweise wird davon ausgegangen, dass der Flächenrückgang von Ölsaaten und weiteren Kulturen mit einem Zuwachs der Getreidefläche kompensiert wird. Dieser Zuwachs bedeutet jedoch nicht eine erhöhte Produktion. Sowohl bei Brotgetreide wie auch bei Futtergetreide, rechnet man mit Ertragsverlusten bis zu -42% respektive -49%. Nicht berücksichtigt sind dabei auch die Qualitätseinbussen, welche durch die Bewirtschaftung im Sinne der TWI deutlich zunehmen werden.
Bei der Vermahlung von Getreide fallen ebenfalls Nebenprodukte an, welche für die Tierfütterung von grosser Bedeutung sind und gemäss TWI zukünftig in der Biogasanlage landen. Die Nutzung von Nebenprodukten aus der Industrie stellt eine wichtige und nachhaltige Komponente der Tierfütterung dar und sorgt für geschlossene Kreisläufe.
Mehr Importe statt Mehrpreis
Wird von einem Mehrpreis oder sogar von einem doppelten Mehrpreis für die jeweiligen Produkte ausgegangen, könnten die Produzenten die Einbussen durch den Ernterückgang teilweise kompensieren. Dafür müsste auch der entsprechende Absatzmarkt gegeben sein, wobei bei einem Preisanstieg der Schweizer Lebensmittel das Ausweichen auf Importware wahrscheinlicher ist. In Fällen, bei welchen die Herkunft der Rohstoffe nicht direkt ersichtlich ist, wie beispielsweise bei Brot und Gebäck, ist die Substitution durch preisgünstigere Importware sehr wahrscheinlich. Entsprechend würden in Folge der Annahme der TWI in der Schweiz mehr Lebensmittel konsumiert mit einem geringeren Standard als die heutigen Vorgaben gemäss ÖLN.
Die Studie zeigt, dass weder die Landwirtschaft noch die Konsument*Innen von den Vorgaben der TWI profitieren würden. Aufgrund der zu erwartenden Ertragseinbussen bei den Schweizer Ölsaaten- und Getreideproduzenten, höheren Lebensmittelpreisen und den zunehmenden Importmengen, stellt sich der Schweizerische Getreideproduzentenverband klar gegen die TWI.
Bern, 14. Juni 2019