Beschluss der SNB: negative Folgen für Getreide und Ölsaaten

Beschluss der SNB: negative Folgen für Getreide und Ölsaaten

Nachdem die Schweizerische Nationalbank bekannt gegeben hat, den Euromindestkurs von 1.20 Fr. aufzugeben, analysiert der Schweizerische Getreideproduzentenverband die direkten und indirekten Auswirkungen für die Produzenten.

Futtergetreide: begrenzte Auswirkungen

Dank des Schwellenpreissystems werden die Preise des inländischen Futtergetreides nicht zusätzlich unter Druck kommen. Wenn die internationalen Preise sinken, wird der Grenzschutz erhöht, damit die Importe in einem definierten Preisband rund um den Schwellenpreis zu liegen kommen. Dieser Ausgleich erfolgt kurzfristig und verhindert so einen Preissturz für die inländischen Futtergetreideproduzenten, welche bereits seit längerem unter Druck stehen. Das Futtergetreide leidet sehr unter der fehlenden Rentabilität, was auch die rückläufigen Mengen erklärt, so dass die Schweiz für Kraftfutter zu mehr als 60% vom Ausland abhängig ist.

Da der Grenzschutz jeweils anfangs Monat angepasst wird, könnten die letzten zwei Januarwochen problematisch sein. Aufgrund des aufgegeben Euromindestkurses besteht während dieser Zeit das Risiko, dass wegen des ungenügenden Grenzschutz grosse Mengen importiert werden. Wenn die importierten Mengen bis zur Ernte 2015 gelagert werden, könnten sie die inländischen Futtergetreide konkurrieren.

Brotgetreide: eine Branche in Gefahr

Was das Getreide zur Herstellung von Brot und weiteren Backwaren betrifft, sind die inländischen Produzenten stärker betroffen. Weil der Grenzschutz bereits auf dem maximal zulässigen Stand von Fr. 23.-/dt liegt, wird sowohl das inländische Brotgetreide als auch das Mehl unter Druck geraten.

Die Importe von Brotgetreide werden mengenmässig mit einem Zollkontingent von 70’000 Tonnen pro Jahr begrenzt. Das Kontingent wird quartalsweise in Tranchen freigegeben. Für das erste Quartal 2015 wurden die Importe (30’000 Tonnen) bereits anfangs Januar getätigt, d. h. vor dem Beschluss der SNB. Für das zweite Quartal haben die Importe nur wenige Auswirkungen auf die Preise der Ernte 2014, da die Vermarktung quasi abgeschlossen sein wird. Ab dem dritten Quartal, d. h. ab der Ernte 2015, wird die Situation anders aussehen, da neue Kontrakte abgeschlossen werden müssen. Momentan kann noch nicht abgeschätzt werden, welche Folgen dies auf die Ernte 2015 haben wird.

Falls der Konsument sich über diese Situation freuen sollte, so könnte er enttäuscht werden. Es besteht die Gefahr, dass die Importe von Backwaren aufgrund der starken Preiskonkurrenz zunehmen, was die inländische Branche aufgrund der fehlenden Rentabilität in Gefahr bringt. Mit einem Selbstversorgungsgrad von mehr als 85% verdienen es die inländischen Brotgetreide nicht, für hypothetische kurzfristige Einsparungen der Konsumenten geopfert zu werden.

Raps und Sonnenblumen: indirekter Druck

Mit fixen Zöllen auf den Ölen und Ölsaaten wird der Druck indirekt sein, aber mit einem grossen Einfluss auf die ausbezahlten Produzentenpreise. Öle können in der aktuellen Situation günstiger importiert werden. Wenn die inländischen Verarbeitungsunternehmen wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen sie ihre Preise ebenfalls senken, auf Kosten der Produzenten. Aber wie auch beim Brotgetreide werden die Importe von verarbeiteten Produkten ebenfalls konkurrenzfähiger, was die Branche als ganzes bedroht. Auch hier werden die Produzenten voraussichtlich nicht zu den Gewinnern gehören, vor allem, wenn inländisches und gesundes Rapsöl durch andere Öle ersetzt wird.

Der Einfluss auf die Preise der Ernte 2014 ist begrenzt, da die Ware bereits kontrahiert ist. Im Gegensatz dazu werden die Preise der Ernte 2015 durch die neue Situation beeinflusst. Es ist jedoch noch zu früh, um die Folgen für die Produzenten genauer abzuschätzen.