Agroscope: für die Landwirtschaft gefährliche Einsparungen

Agroscope: für die Landwirtschaft gefährliche Einsparungen

Aufgrund der Pressemitteilung von Agroscope vom 6. April 2016 mit dem Titel „Agroscope wird führungsmässig verschlankt“, äussert der Schweizerische Getreideproduzentenverband (SGPV) seine Befürchtungen und mögliche Auswirkungen der Sparmassnahmen dieser im In- und Ausland anerkannten Institution.

Gemäss der Pressemitteilung vom 6. April 2016 hat sich die finanzielle Situation von Agroscope trotz der in den letzten Jahren durchgeführten Reorganisation weiter verschärft. Nachdem die verschiedenen Forschungsstationen in vier Institute unter einer gemeinsamen Direktion organisiert wurden, werden nun in einem nächsten Schritt zwei Führungsebenen gestrichen, um weitere Kosten zu sparen.

Vereinfacht bleiben ab dem 1. Januar 2017 der Leiter von Agroscope und darunter direkt die Forscher, in zehn neue Forschungseinheiten gruppiert. Für die Partner aus Politik und Markt fehlen dadurch fachkompetente Ansprechpartner auf einer mittleren Hierarchiestufe. Obwohl es schwierig ist, die Folgen dieser internen Reorganisation abzuschätzen, sind die Agroscope aufgezwungenen Sparmassnahmen Grund genug zur Beunruhigung der Landwirte und der Nahrungsmittelbranche.

Die letzten Gespräche zwischen den Branchenvereinigungen und Agroscope zeigen, dass in Zukunft aufgrund des Spardrucks nur noch gesetzliche Aufträge eine Finanzierung finden werden. Was geschieht mit den von der Praxis vorgeschlagenen Forschungsthemen? Wie werden die aktuellen Fragestellungen der Landwirtschaft in das Forschungsprogramm von Agroscope integriert? Wird weiterhin ein starker Bezug zwischen der Grundlagenforschung und der Anwendung in der Praxis vorhanden sein?

Diese Fragen stellen sich, oder werden sich sehr bald stellen. Da die Schweiz über eine gute landwirtschaftliche Forschungsstruktur verfügt, welche sowohl in der Schweiz als auch international bekannt und anerkannt ist, ist es gefährlich, die Sparmassnahmen zu weit voranzutreiben. Es besteht das Risiko, dass die Branchen im neuen Forschungsprogramm nicht mehr auf ihre Kosten kommen, falls die Forscher keine Mittel mehr haben, um Lösungen zu Fragestellungen aus der Praxis zu finden. Es ist möglich, dass nur noch gesetzliche Aufgaben berücksichtigt werden oder nur noch die Grundlagenforschung unterstützt wird. Wie wird es dann um die Zahlungsbereitschaft der Branchen stehen, die Finanzierung der nicht gesetzlichen Aufgaben ganz oder teilweise zu übernehmen? Um die Motivation der Forschenden? Um den Beitrag von Agroscope für eine multifunktionale und nachhaltige Landwirtschaft, wie sie von der Agrarpolitik gepredigt wird?

Agroscope befindet sich zurzeit an einem wichtigen Wendepunkt; eine rein wirtschaftliche und kurzfristige Vorgehensweise könnten einen stark negativen Einfluss auf die langfristigen, strategischen Visionen der Schweizer Forschung im landwirtschaftlichen Bereich haben.